Politik, Wirtschaft und Gesundheit
Am 14.05.2023 durfte unser CEO Eckhard Moos die direkt gewählte Freiburger Bundestagsabgeordnete der Grünen, Frau Chantal Kopf, bei der Kern AG begrüßen. Anlass war der Austausch über die zum Teil existenziell belastende Situation von Menschen mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom ME/CFS. MdB Frau Kopf unterstützt ihre Fraktion bei der politischen Entscheidungsfindung, indem sie die Lage vor Ort aufnimmt und an die grüne Expertin und MdB-Kollegin im Gesundheitsausschuss weiterleitet. Herr Moos berichtete im Namen einer befreundeten Familie über das schreckliche Schicksal der 21-jährigen Tochter, die an ME/CFS erkrankte und in einem abgedunkelten, gekühlten und von allen Umwelteinflüssen abgeschirmten Raum im Bett liegt und um ihre Zukunft bangen muss. Kürzlich wurde auch in der Badischen Zeitung ein Artikel über einen weiteren schwerwiegenden Fall von ME/CFS veröffentlicht. Frau Kopf betonte, dass die Grünen im Bundestag direkte Hilfe für die Betroffenen sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung mit Nachdruck und Entschlossenheit unterstützen und hierfür fraktionsübergreifend zusammengearbeitet wird.
Um die Größe und Bedeutung der Aufgabe zu verstehen, muss man wissen, dass die Betroffenen und ihre Familien im Gesundheitssystem der Bundesrepublik bisher völlig verloren sind, weil ME/CFS auf keiner der von Ärzteschaft, Krankenkassen und anderen Standesorganisationen anerkannten Listen „schwerwiegender Erkrankungen“ steht. Gegen diesen Missstand treten die Fraktionen im Deutschen Bundestag an und arbeiten miteinander an einer Lösung, die den Betroffenen Hoffnung macht und den Weg zurück ins Leben ebnet. In einer parteiübergreifenden Initiative unter Federführung der CDU/CSU-Fraktion fanden unter anderem Expertenanhörungen im Gesundheitsausschuss statt. Inzwischen liegt dem Deutschen Bundestag ein erster Beschlussantrag zur Abstimmung vor.
Von diesem gesundheitspolitischen Schicksalsthema kamen MdB Frau Kopf und unser CEO Herr Moos auf die Prozesse und die Qualität der Meinungs- und Entscheidungsbildung im Deutschen Bundestag zu sprechen. Die Abgeordneten der Parteien der politischen Mitte, CDU/CSU, FDP, Grüne, SPD, arbeiten sehr kollegial zusammen und folgen dabei ganz überwiegend dem Leitbild vom politischen Mandat als Berufung. Dieses professionelle Interesse und das sichtbare persönliche Engagement von Frau Kopf haben beispielhaft gezeigt, dass das Parlament tatsächlich ein Ort ist, an dem auf gute, starke Lösungen für Staat und Gesellschaft gedrängt wird. Die Abgeordneten lassen sich bei ihrer Arbeit von ihren persönlichen Erfahrungen und Überzeugungen leiten, orientieren sich an politischen Leitbildern und streben nach tragfähigen Ergebnissen für das Gemeinwohl. In diesem besten Sinne sind sie politische Unternehmer, die allerdings – so die Einschätzung unseres Vorstandsvorsitzenden, Herrn Moos – im Verhältnis zum Einsatz an persönlicher Lebenszeit, zum Verlust an Lebensqualität durch öffentliche Kritik oder gar offene Anfeindung und zur gesellschaftlichen Verantwortung schlecht bezahlt werden.
Nach diesem Exkurs in die Motivation und Belastung als Teil politischer Verantwortung kamen Frau Kopf und Herr Moos auf ein belebendes Phänomen der politischen Szene zu sprechen: Individuelle Erfahrungen, grundsätzliche und gewachsene Überzeugungen können durchaus quer zur politischen Farbenlehre der vorherrschenden Meinung in Partei und Fraktion stehen. Bezeichnenderweise war es Frau Kopf wichtig zu erfahren, was der Deutsche Bundestag über die Verteilung von Geld hinaus substanziell zur Stärkung von Wirtschaft und Unternehmen beitragen kann. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Wirtschaftsausschuss setzt sich Frau Kopf beispielsweise dafür ein, die Architektur von Vorschriften, Regeln und Bürokratie zu verbessern. In diesem Zusammenhang erkundigte sie sich beispielhaft nach den Erfahrungen mit Ausschreibungen der öffentlichen Hand und nahm eine Anregung von Herrn Moos mit deutlichem Interesse auf.
Herr Moos war beeindruckt, wie sehr sich Frau Kopf durch offenes Zuhören auf ihr Gegenüber einlassen kann, wie reflektiert und ergebnisorientiert sie neue Inhalte verarbeitet und dabei ihre Gemeinwohlorientierung ebenso freundlich wie bestimmt bewahrt. Schon deshalb war die Begegnung mit Frau Kopf ein Gewinn. Ob das Gespräch politische Folgen haben wird, lässt sich zwar nicht abschätzen, aber die Inhalte sind bei Frau Kopf auf jeden Fall in guten Händen.